Verleihung des Carl-Bertelsmann-Preises - Bundeskanzlerin trägt sich ins Goldene Buch ein (07.09.08)

Über die Carl-Bertelsmann-Preisverleihung berichten "Die Glocke", das "Westfalen Blatt" und die "Neue Westfälische" in ihren Lokalteilen:
GL: Carl-Bertelsmann-Preisverleihung - „Vorbilder“ locken Angela Merkel nach Gütersloh
Von REGINA BOJAK - Gütersloh (gl). Verona Pooth und Estefania Küster haben sich gestern in der „Sinfonie“ in Gütersloh getroffen. Ob sich die beiden Ex-Frauen von Dieter Bohlen eines Blickes gewürdigt oder sich gar über ihre Erfahrungen mit dem gemeinsamen Ehemaligen ausgetauscht haben, bleibt für die übrigen Gäste wohl ein Geheimnis. Aber schließlich sind sie auch gekommen, um am Festakt zur Vergabe des Carl-Bertelsmann- Preises teilzunehmen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung: Dr. Angela Merkel.
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Ein Hubschrauber bringt die Bundeskanzlerin auf das Bertelsmann- Gelände. Dann geht es weiter mit dem Wagen zur Stadthalle. Von vier Personenschützern wird Angela Merkel in den Saal geführt. Die rund 700 Gäste aus Politik, Wirtschaft und dem Bildungswesen begrüssen sie mit Applaus. Dr. Brigitte Mohn, Mitglied des Vorstands der Bertelsmann Stiftung, Liz Mohn, stellvertretende Vorsitzende des Vorstands der Bertelsmann Stiftung, und Reinhard Mohn selbst, Preisstifter und Mitglied des Kuratoriums der Bertelsmann Stiftung, geleiten die Kanzlerin zu ihrem Platz. Reinhard Mohn, der sich nur noch selten bei offiziellen Anlässen zeigt, lässt es sich nicht nehmen, Angela Merkel persönlich zu empfangen.

In ihrer Festrede sagt sie: „Mit ihrer Initiative ,Vorbilder bilden’ leistet die Bertelsmann Stiftung einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Gesellschaft.“ Junge Menschen bräuchten Vorbilder, die Werte vorleben. Um sich in der Gesellschaft zu engagieren, müssten sie früh dazu angeleitet werden. Der Carl-Bertelsmann- Preis unterstütze Initiativen, die diesen Einsatz fördern. „Ich danke diesen Vorbildern.“

Die britische Citizenship- Foundation erhält an diesem Tag den Hauptpreis von 100 000 Euro. Die Stiftung will Kinder und Jugendliche aktiv an der Gestaltung der Gesellschaft beteiligen und hat dafür gesorgt, dass die Vermittlung von sozialem Engagement in die Lehrpläne der Schulen aufgenommen wird. Der mit 50 000 Euro dotierte Sonderpreis geht an den baden-württembergischen Bildungsplan TOP SE (Themenorientiertes Projekt Soziales Engagement) für Realschulen. TOP SE ist nach Meinung der Bertelsmann Stiftung ein positives Beispiel in Deutschland, wie schon Schüler ermuntert und angeleitet werden können, sich sozial zu engagieren.

Nachdem Dr. Brigitte Mohn und Angela Merkel so viel Gutes über die Fähigkeiten junger Menschen gesagt haben, dürfen sie sich gleich ansehen, was die so interessiert. Das Märchen vom „Sterntaler“ bringen sie in einer modernen Variante auf die Bühne. Für eine blaue Wollmütze wirbeln vier Breakdancer über die Bühne. Sicher eine eher ungewohnte Musik und ein halsbrecherisch scheinender Tanzstil für die prominenten Gäste in der ersten Reihe. Außer der Mohn-Familie und der Bundeskanzlerin sind auch Dr. Gunther Thielen, Vorsitzender des Vorstands der Bertelsmann AG, Thomas Rabe, Dr. Ewald Walgenbach, Professor Dr. Werner Weidenfeld, Gerhard Zeiler (alle Vorstandsmitglieder der Bertelsmann AG) und Professor Dr. Dieter H. Vogel, Vorsitzender des Kuratoriums der Bertelsmann Stiftung und des Aufsichtsrats der Bertelsmann AG, zur Preisverleihung gekommen.

„Kanzlerin zu sein, ist anstrengend“
Die Ankündigung, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Carl-Bertelsmann-Preisverleihung nach Gütersloh kommt, hat derweil auch zahlreiche Bürger auf den Platz vor der Stadthalle gelockt. Der imposante Wagenpark vor dem Haupteingang mit zahlreichen Karossen der oberen Preisklasse lässt auf besondere Gäste schließen. „Ist sie noch da?“, fragt einer der Passanten und hofft, noch einen Blick auf die Kanzlerin werfen zu können. Die hat die Veranstaltung jedoch schon kurz nach der Übergabe der Preise verlassen.

„Bundeskanzlerin zu sein, ist anstrengend“, sagt Dr. Gunther Thielen zu Beginn seiner Würdigung. Angela Merkel lasse jedoch herzliche Grüsse ausrichten und habe noch einmal betont, dass sie beeindruckt sei von der Arbeit der beiden Preisträger.

Nach dem Festakt gibt es einen Empfang im Foyer der Stadthalle. Tina Ruland, Thomas Helmer und Yasmina Filali, der Sänger Ben, der „Vorbilder bilden“ mit einem Lied unterstützt hat, und seine Partnerin Kate Hall sowie Verona Pooth und Estefania Küster sind da schon wieder zum VIP-Empfang in der „Sinfonie“ verschwunden.


WB: Angela Merkel sorgt für Premiere - Erstmals trägt sich eine Bundeskanzlerin ins Goldene Buch der Stadt Gütersloh ein

Von Michael Delker (Text) und Wolfgang Wotke (Fotos) - Gütersloh (WB). Gütersloh nahm die Ankunft der Bundeskanzlerin gelassen hin. Als Angela Merkel gestern um 13.38 Uhr aus ihrer Nobelkarosse stieg und sofort von ihren Leibwächtern umringt wurde, hatten sich nur etwa 30 Schaulustige am Theodor-Heuss-Platz versammelt. Angela Merkel winkte einmal kurz und verschwand in der Gütersloher Stadthalle.

Angela Merkel war zur Verleihung des Carl-Bertelsmann-Preises in Gütersloh und traf zuerst auf einen alten Bekannten. CDU-Bezirkschef Elmar Brok hieß die Regierungschefin in seiner ostwestfälischen Heimat willkommen. Als nächstes waren die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, Bertelsmann-Stiftungsvorstand Werner Weidenfeld und Bertelsmann-Chef Gunter Thielen an der Reihe. Liz Mohn war zuvor bereits mit der Moderatorin Estefania Küster (ehemalige Freundin von Dieter Bohlen) und Bürgermeisterin Maria Unger im zum Prominenten-Treff umfunk-tionierten Stadthallen-Restaurant verschwunden. Bertelsmann-Patriarch Reinhard Mohn, er hatte den mit 100 000 Euro dotierten Carl-Bertelsmann-Preis vor 19 Jahren aus der Taufe gehoben, kam allein. Vor der Ankunft von Kanzlerin Angela Merkel posierten bereits zahlreiche Prominente für die Fotografen. Verona Pooth (früher ebenfalls mit Dieter Bohlen liiert) präsentierte atemberaubende Stöckelschuhe, Ex-Nationalspieler Thomas Helmer erschien in Begleitung seiner Ehefrau Yasmina Filali (erwartet Ende des Jahres ihr erstes Kind), und Schauspielerin Tina Ruland herzte die Gütersloher Moderatorin Birgit (»Biggi«) Lechtermann.

Nach einem Gespräch mit Familie Mohn und Gunter Thielen wartete auf Angela Merkel in der »Sinfonie« die Eintragung in das Goldene Buch der Stadt. »Ich war sehr aufgeregt«, beichtete später Bürgermeisterin Maria Unger, die von der Kanzlerin gefragt wurde, ob sie denn Oberbürgermeisterin sei. Merkel blätterte im Goldenen Buch und sah, dass sich vor ihr bereits Portugals Fußball-Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari, Weihbischof Matthias König und Familienministerin Ursula von der Leyen eingetragen hatten. Die Unterschrift von Angela Merkel war eine Premiere. Bislang war das Buch noch ohne Bundeskanzler. Angela Merkel ist die erste deutsche Regierungschefin, die sich im Goldenen Buch verewigt hat. Maria Unger war nach dem Zusammentreffen begeistert: »Sie war völlig unkompliziert und sehr sympathisch. Sie hat mich begrüßt wie eine Kollegin.«

In ihrer Festrede würdigte Merkel die Arbeit der Bertelsmann-Stiftung (»Ich wünsche der Stiftung eine gute Zukunft«). Nach der Preisverleihung musste die Kanzlerin dann vorzeitig aufbrechen. In Berlin wartete bereits der nächste Termin auf Deutschlands »First Lady«.


NW: Ein vorbildlicher Festakt - Verleihung des Carl-Bertelsmann-Preises gefiel durch Prominenz und durch seine gehaltvollen Reden

VON LUDGER OSTERKAMP - Gütersloh. Die Vertreter der Preisträger waren männlich, das stimmt. Doch irgendwie stahlen ihnen gestern in der Stadthalle die Damen die Schau. Vor allem Verona Pooth, gekleidet in ein schwarz-weißes, an einen Geparden erinnerndes Kleid, zog die Blicke auf sich, knapp gefolgt von Estefania Küster, die ein transparentes, nur hier und da verstärktes Schwarzes trug.

Übertrumpft wurde die Ex-Gefährtinnen von Dieter Bohlen nur von Kanzlerin Angela Merkel, wenn auch weniger aus Kleidungsgründen. Die Festrede Merkels, erstes deutsche Regierungsoberhaupt, das sich beim Carl-Bertelsmann-Preis die Ehre gab, bildete den Mittelpunkt einer Festveranstaltung, die in prunkvollem Rahmen tiefe und nachdenkenswerte Einsichten rund um die Sinnhaftigkeit eines gesellschaftlichen Engagements von Kindern und Jugendlichen förderte.

Dabei war Merkel höchst unscheinbar nach Gütersloh gelangt. Statt aus einer abgedunkelten Luxuskarosse entstieg sie vor den Augen von allenfalls 20 Neugierigen einem Mittelklasse-Audi. Ein kurzes Winken zu den verhaltenden Klatschenden, dann war sie in der Stadthalle entschwunden, um dort sogleich vom Parteikollegen Elmar Brok begrüßt und von ihren instruierten Begleitern weiter in den VIP-Bereich geführt zu wurden. Aus den Limousinen auf dem Dreiecksplatz entstiegen derweil nur Sicherheitskräfte – offenkundig ein geübtes Täuschungsmanöver.

Merkel, von der Stifterfamilie Mohn und Bertelsmann-Chef Gunter Thielen unter Ausschluss der Öffentlichkeit begrüßt, wurde vom Protokoll nur wenig Zeit gelassen. Ein Händeschütteln mit Landrat Adenauer, den sie aus mecklenburg-vorpommerschen Zeiten kennt, ein Plausch mit Maria Unger („sind sie hier Bürger- oder Oberbürgermeisterin?“), ein Eintrag ins Goldene Buch, ein offizielles Foto für die Presse – danach eilte sie in den großen Saal, wo die übrigen 749 geladenen Gäste längst auf ihre Plätze gebeten worden waren.

Dort wurde die Kanzlerin Zeugin eines kurzweiligen, spannenden Festaktes, der sich von früheren Preisverleihungen nicht nur wegen der gesteigerten Prominenz, sondern auch inhaltlich dadurch abhob, dass er ein höchst lebensnahes und zugleich emotionales Potenzial bergendes Thema behandelte – „das gesellschaftliche Engagement als Bildungsziel“. Anschaulich wussten die Referenten – unter ihnen Brigitte Mohn, Liz Mohn, Gunter Thielen sowie die Preisträger – zu berichten, warum es wichtig ist, Kinder und Jugendliche an soziales Engagement heranzuführen. „Alles Gute in der Welt geschieht nur, wenn jemand mehr tut, als er muss“, zitierte der württembergische Kultusminister Helmut Rau den SOS-Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner. Kinder sollten nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit Herz und Hand lernen, und soziale Projekte, verankert im Kurrikulum von Schulen, böten ihnen die Möglichkeit dazu. „Gemeinnütziges Engagement will erlernt sein“, das sah auch Angela Merkel so.