Über den Besuch des bayerischen Innenministers und mutmaßlich zukünftigen Ministerpräsidenten Dr. Günther Beckstein in Gütersloh berichten "Die Glocke" und die "Neue Westfäliche":
GL: CDU-Empfang mit CSU-Staatsminister Dr. Günther Beckstein - „Gewohnt klare Ansprache“ rund um Sicherheit und Freiheit
Von MARTIN NEITEMEIER - Kreis Gütersloh (gl). Eine so selbstbewusste Begrüssung hat Dr. Günther Beckstein „nicht erwartet“. Er sei sich „vorgekommen wie bei einem Termin in Oberbayern“, merkt der 63-jährige CSU-Politiker schmunzelnd an. CDU-Kreischef Ludger Kaup („Wir sind ein starker Kreis“), Landrat Sven-Georg Adenauer („Auch wir schicken inzwischen mehr Polizei auf die Straße“) und Staatssekretär Günter Kozlowski („Nordrhein-Westfalen ist wieder im Kommen“) haben den Gast aus Bayern zuvor pointiert in Gütersloh begrüsst.
Mehr als 220 geladene Gäste haben sich am Sonntagnachmittag bei bestem Frühlingswetter in der Stadthalle eingefunden, um den CSU-Minister live zu erleben – was dieser selbst „bemerkenswert“ findet. Aber die Parteifreunde und -Förderer sowie Vertreter von Vereinen, Verbänden und Institutionen erleben einen der wenigen öffentlichen Auftritte, die Günther Beckstein derzeit außerhalb Bayerns absolviert.
Aufmerksame Zuhörerin und Beobachterin im Kleinen Saal ist auch Annette Ramelsberger von der Berliner Parlamentsredaktion der Süddeutschen Zeitung. Sie will wissen, wie sich der designierte Ministerpräsident „auswärts“ verkauft. Eigens dafür ist sie aus der Hauptstadt gekommen – aber auch, um Beckstein später noch ausführlich zu interviewen. „Er ist heute gut drauf“, lautet ihr Fazit nach der mehr als 60-minütigen freien Rede Becksteins.
Diesen Eindruck haben die übrigen Gäste auch – selbst wenn nicht jeder alle Positionen des 63-Jährigen teilt. Aber dass „Sicherheit und Freiheit keine Gegensätze sind“, da stimmt ein jeder zu. Beckstein beschreibt die „seit Jahren konsequente Sicherheitspolitik“ des Freistaats, lobt die leistungsbereite Polizei und die Zusammenarbeit mit den Bürgern. Dass auch der Kreis Gütersloh Bürokratie bei der Polizei abbaut und abgelehnte Asylbewerber konsequent abschiebt, hört er gern. Ebenso, dass Nordrhein- Westfalen jetzt Sprachstandstest in den Kindergärten macht. „Gratulation, das fördert Integration“. Zum Glück habe sich in wenigen Jahren auf diesem Gebiet viel verändert.
Dafür, dass man in Deutschland weiter sicher leben kann, tritt Beckstein konsequent ein. Vandalismus, Gewalt bei Kindern und Jugendlichen – das sieht er mit Sorge. „Wehret den Anfängen“, empfiehlt er. „Wer Wände besprayt und verschmiert, der muss putzen und zahlen.“
Der Innenminister weiß die Gäste geschickt für sich einzunehmen und knüpft lokale Verbindungen. „Ein Bild Ihres Großvaters habe ich in meinem Büro hängen“, sagt er an die Adresse des Landrats. „Konrad Adenauer ist für mich der größte Deutsche nach dem Krieg gewesen.“
Am Ende dankt CDU-Kreischef Ludger Kaup dem Gast für seine „gewohnt klare Ansprache“ mit Wurst aus dem Kreis Gütersloh, „dem Fleischtopf Deutschlands“.
NW: Ein Mann der klaren Worte - Bayerns Innenminister Günther Beckstein beim „Frühlingsempfang“ der Kreis-CDU VON MATTHIAS GANS - Kreis Gütersloh. Bayern als Vorbild für die eigene Politik – dieser Maßstab sprach gestern Nachmittag deutlich aus den Reden heimischer Politiker, als Günter Beckstein beim „Frühlingsempfang“ der Kreis-CDU „Die aktuelle Sicherheitslage in Deutschland“ referierte.
Eingeladen habe man einen Gast, der für seine „klaren Worte“ bekannt sei, sagte der CDU-Kreisvorsitzende Ludger Kaup zur Begrüssung. Doch wer die „klaren Worte“ des bayerischen Innenministers schätzt, muss auch ertragen, dass sie ihn selbst treffen. Als Günter Kozlowski, Staatssekretär im NRW-Verkehrsministerium, auf eine gestiegene Quote von nun 50 Prozent in der Verbrechensaufklärung verwies und so die Arbeit der eigenen Regierung lobte, konterte Beckstein: „Mit einer solchen Quote würde ich mich in Bayern gar nicht an die Öffentlichkeit trauen.“
Witzig, pointiert und souverän hakte der mutmassliche künftige bayerische Ministerpräsident die Arbeitsfelder deutscher Politik ab. „Innere Sicherheit ist ein soziales Grundrecht“, sagte Beckstein. Er widerspreche der Ansicht der Linken, Sicherheit und Freiheit seien Gegensätze. „Nein, durch Sicherheit wird Freiheit erst möglich“, bekannte der 63-Jährige im kleinen Saal der Stadthalle unter dem Beifall der rund 220 geladenen Gäste, neben CDU-Politikern auch Vertreter aus der Wirtschaft.
Beckstein ging auch auf die Entlassung von RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt am Samstag ein. „Diese Entscheidung muss ich akzeptieren, aber ich halte sie für falsch.“ Mohnhaupt habe nichts zur Aufklärung von Verbrechen beigetragen. Er sei dagegen, dass nur über „das Wohlergehen“ der Terroristen, nicht aber über die Gefühle der Opferund ihrer Angehörigen gesprochen werde.
Zum 50-jährigen Bestehen der EU befürwortete Beckstein ein „Europa als Friedensordnung“ und hob die Bedeutung des ersten Bundeskanzlers hervor: „Ich halte Konrad Adenauer für den bedeutendsten deutschen Staatsmann nach dem Krieg.“Nicht nur Landrat Sven-Georg Adenauer wird das Lob gefreut haben. Dennoch: „Die Begeisterung für Europa wäre größer, würde sich die Brüsseler Bürokratie nicht um jeden Mist kümmern“. Auch für die geplante Öffnung der Grenzen zu den östlich gelegenen EU-Ländern fand der CSU-Grande kritische Worte. Doch die trafen auf durchweg positiven Widerhall.