Seniorenstammtisch hinter Gittern

„Es ist kaum zu glauben, dass ich mit über 70 Jahren noch im Gefängnis gesessen habe,“ so der Kommentar einer Teilnehmerin der CDU Senioren Union Gütersloh nach einer Besichtigung der Außenstelle Pavenstädt, einer Einrichtung des offenen Vollzuges der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne.

„Mit 1676 Haftplätzen, davon 1623 Haftplätzen für Männer und 53 Haftplätzen für Frauen, ist die JVA Bielefeld-Senne nach der Zahl der Haftplätze die größte Justizvollzugsanstalt Deutschlands und die größte offene Anstalt Europas,“ erklärte Oliver Burlage, stellvertretender Leiter der JVA Bielefeld-Senne, der die Senioren begrüßte und umfassend über Zahlen, Daten und Fakten informierte und darüber hinaus für viele Fragen der sehr interessierten Teilnehmer zur Verfügung stand.

Neben der Hauptverwaltung der JVA in Bielefeld-Senne verfügt die Anstalt über das Hafthaus Ummeln sowie 16 Außenstellen, die sich in den Kreisen Gütersloh, Paderborn und Warendorf befinden. Eine dieser Außenstellen befindet sich im Gütersloher Stadtteil Pavenstädt. Abgesehen von kurzen Unterbrechungen wird diese Außenstelle seit Mitte der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts für die Unterbringung von Strafgefangenen genutzt und kann auf eine erfolgreiche Vollzugsgestaltung zurückschauen was auch maßgeblich auf die hohe Qualifikation der in der JVA eingesetzten Bediensteten zurückzuführen ist. „Bevor ein Gefangener Lockerungen des Vollzuges erhält, muss er eine hohe Messlatte an Voraussetzungen erfüllen,“ so Burlage, der auch u.a. darauf hinwies, dass die gesamte JVA Bielefeld-Senne mit jährlich rund 100.000 gewährten Ausgängen und ca. 30.000 Urlauben seit Jahren nur eine Missbrauchsquote (z.B. verspätete Rückkehr) von unter 1 v.H. zu verzeichnen hat. Täglich werden weit über 1.000 Gefangene der JVA außerhalb der JVA zur Außenarbeit erfolgreich eingesetzt, ohne dass nennenswerte Störungen zu verzeichnen sind.

Bei einem anschließenden Rundgang konnten sich die Senioren über die zweckmäßigen aber wohnlich gestalteten nicht vergitterten Unterkunfts- und Freizeiträume selber ein Bild machen. „Innerhalb der Einrichtung können sich die Gefangenen frei bewegen und unterliegen keinen Einschränkungen. Sollte jedoch ein Gefangener das in ihn gesetzte Vertrauen missbrauchen, wird er sofort aus dem offenen Vollzug genommen und wieder in eine Einrichtung des geschlossenen Vollzuges verlegt,“ so Theodor Wieczorek, Leiter des psychologischen Dienstes der JVA und selber maßgeblich zuständig für die Außenstelle Pavenstädt.

Ein Nachmittag, der für alle Teilnehmer auch nach der Besichtigung sicherlich noch zu weiteren Diskussionen führen wird aber vor allem auch die Erkenntnis mit sich gebracht hat, dass die Sicherheit der Bevölkerung nicht gefährdet ist, sondern gefördert wird, denn jede gelungene Wiedereingliederung eines Gefangenen in die Gesellschaft ist auch ein Zugewinn an innerer Sicherheit für alle Bürgerinnen und Bürger unseres Landes.