Heutiger Lokal-Aufmacher aller drei Gütersloher Tageszeitungen ist die angekündigte Eröffnung einer Großbuchhandlung in Gütersloh. Die "Neue Westfälische" berichtet in dem Zusammenhang als einzige Zeitung von einem "Übernahmeangebot" an den hiesigen Buchhändler Roggenkamp. Die Zeitung schreibt: "Wie Falter (geschäftsführender Gesellschafter der "Mayerschen", Anm. d. Red.) weiter erklärte, liefen mit dem bisher größten Geschäft am Ort, der Buchhandlung Osthus, Gespräche über eine „Kooperation“. Dem Vernehmen ist deren Chef Folkert Roggenkamp, der auch das Buch-Medien-Haus am Kolbeplatz betreibt, am Dienstag ein Übernahmeangebot unterbreitet worden."
Nachfolgend die Berichte der anderen Gütersloher Zeitungen:
Westfalen Blatt::Gütersloh/Aachen (rec). Die Mayersche Buchhandlung, drittgrößte Buchhandelskette in Deutschland, zieht mit einer Filiale in die Fuhrmannsgasse. Dort wird sie von Herbst an zwei Ebenen mit Literatur füllen.
Die Ansiedlung des Buchhandels-Giganten bedeutet eine immense Aufwertung der Innenstadt - und einen schweren Einschnitt für etablierte Buchhändler. Dem Vernehmen nach ist dem Zuschlag ein Wettbieten zwischen der zum Douglas-Konzern zählenden Thalia-Buchhandelskette und der »Mayerschen« vorausgegangen. Optikermeister Marcus Dodt, Inhaber der Fuhrmannsgasse, mochte den Zuschlag für die »Mayersche« gestern weder bestätigen noch dementieren. Gleichwohl bestätigte er, einen Bauantrag eingereicht zu haben, der auf eine vollständige Entkernung der Fuhrmannsgasse hinausläuft. In einer Pressemitteilung bestätigte der Aachener Konzern auf Anfrage, »eine Buchhandlung in dieser lebendigen Stadt zu eröffnen (...).« Die Fläche bemesse sich auf 1200 Quadratmeter und befinde sich »in bester Lage in der Fußgängerzone.«
In der Vergangenheit sind mehrere Versuche gescheitert, die 1984 gebaute Fuhrmannsgasse von grundauf zu sanieren. Der neue, von der Gütersloher Architektin Birgit Melisch erstellte Entwurf sieht eine helle, fensterreiche Fassade mit einem repräsentativen Eingangsbogen vor. Mit der bevorstehenden Räumungsaktion verlieren verschiedene Einzelhändler und Dienstleister ihr Ladenlokal. Lösungen gebe es bereits für die Friseurgeschäfte »Hair Top Style« und »Haar Shop 21« (zum ehemaligen Juwelier Haines) und das »Mocca-Haus« (in die ehemaligen Räume von »Ernstings Familiy«). Offen bleibt, was aus der Gaststätte »Zum Fuhrmann«, dem Juwelier »Casa di Luna«, dem An- und Verkauf von Goldgegenständen und dem Geschenkehandel »Igelchen« wird. Die Lotto-Annahmestelle bleibt im Neubau erhalten.
Der Gütersloher Buchhändler Folkert Roggenkamp (Osthus, Buch-Medien-Haus) hat die Entwicklung kommen sehen. Vor einem Jahr rief er die Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Buchhändler (AUB) ins Leben, um gegen die drohende Marktverdrängung durch die großen deutschen Buchhandelsketten anzukämpfen. Die Ankunft einer dieser Giganten in Gütersloh sieht er eigenen Worten zufolge »gelassen.« Noch sei es zu früh, um über eine Gegenstrategie zu sprechen. Die Gelassenheit mag noch einen anderen Grund haben. In der Pressemitteilung stellt die Mayersche Buchhandlung fest: »Bezüglich einer Kooperation mit der Buchhandlung Osthus befinden wir uns im Gespräch.«
"Die Glocke" berichtet unter der Überschrift "Großbuchhandlung öffnet im Herbst" wie folgt:
Gütersloh (dan). Die Tage der Fuhrmannsgasse sind gezählt. Ende März schließt nach Angaben von Inhaber Marcus Dodt die kleine Passage an der Königstraße 4. Auf zwei Etagen entsteht in dem Geschäfts- und Wohnhaus durch einen Umbau eine zusammenhängende Einzelhandelsfläche. Dort mietet sich die Mayersche Buchhandlung ein, wie das Aachener Familienunternehmen gestern mitteilte. Der Mietvertrag ist unterschrieben, die Eröffnung für den Herbst geplant.
Eine Buchhandlung solcher Größe kennt Gütersloh bisher nicht: Auf einer Fläche von 1200 Quadratmetern will die Mayersche ihr Angebot präsentieren. Zum Vergleich: Das Buch-Medien- Haus am Kolbeplatz kommt auf 650 Quadratmeter. Die Buchhandlung Osthus, nur drei Häuser weiter an der Königstraße 10 gelegen, hat eine Fläche von 450 Quadratmetern.
„Bezüglich einer Kooperation mit Osthus befinden wir uns im Gespräch“, heißt es überraschend in der Mitteilung der Mayerschen. Folkert Roggenkamp, Inhaber von Osthus und Buch-Medien- Haus, sagte, er wisse selbst nicht so recht, was er von diesem Gespräch zu halten habe. Es sei in der Branche üblich, dass eine große Buchkette den Kontakt zum Marktführer suche, wenn sie eine Filiale in einer neuen Stadt eröffne. Entsprechend dieser Gepflogenheit habe der Geschäftsführende Gesellschafter der Mayerschen, Dr. Hartmut Falter, ein Treffen vorgeschlagen. Voraussichtlich in der nächsten Woche werde es dazu kommen. Roggenkamp betonte, weder die Selbstständigkeit von Osthus stehe zur Disposition noch sei gar an eine Geschäftsaufgabe gedacht. Wie die Zusammenarbeit aus Sicht der Mayerschen aussehen könnte, dazu wollte eine Unternehmenssprecherin gestern keine genaueren Angaben machen.
Marcus Dodt hatte die Fuhrmannsgasse im Erdgeschoss des Hauses Königstraße 4 vor knapp drei Jahren gekauft. Es gelang ihm nicht, der von vielen als finster und eng empfundenen Gasse neues Leben einzuhauchen. „Das Passagenkonzept hat sich einfach überholt“, sagte er am Mittwoch. Eine Handvoll Geschäfte ist dort zurzeit noch geöffnet. Nach Dodts Angaben, dem nun auch der erste Stock des Gebäudes gehört, zieht das Mocca-Haus an die Moltkestraße um – dort hatte bislang Ernstigs Family ihren Sitz. Der „Haar Shop“ siedelt an den Durchgang von der Kökerstraße zum Kolbeplatz über (ehemals Goldschmiede Haines). Das Restaurant „Zum Fuhrmann“ wird schließen. Nicht betroffen von den Veränderungen ist der Tabak- und Zeitungsladen Droigk. Das „Igelchen“, wo Geschenkartikel und Kleinigkeiten zu haben sind, ist nach Dodts Angaben auf der Suche nach einem neuen Standort. Im ersten Obergeschoss macht eine Rechtsanwaltskanzlei den Weg dafür frei, dass Erdgeschoss und erster Stock zu einer Einheit umgebaut werden können. Die Wohnungen in den weiteren Stockwerken darüber bleiben unangetastet.
Bestehen bleibt auch der Durchgang von der Berliner Straße zu den Parkplätzen auf der Rückseite des Hauses. Die Verbindung zwischen Königstraße und den Stellplätzen fällt dagegen mit dem Aus der Fuhrmannsgasse weg. Dieses Wegerecht war bereits vor einigen Monaten gelöscht worden, wie die Stadtverwaltung bestätigte.
Die Filialen der Mayerschen sind mehr als reine Buchgeschäfte. Sie verfügen über Lese-Ecken und Medien-Stationen, wo Hörbücher und Musik-CDs abgespielt werden können. Stammsitz der Mayerschen ist bis heute Aachen, wo das Unternehmen 1817 gegründet wurde. Der inhabergeführte Familienbetrieb zählt mit mehr als 20 Buchhäusern und kleineren Buchhandlungen zu den größten Buchketten im Land. Sämtliche Filialen liegen in Nordrhein-Westfalen; Gütersloh ist der weiteste Vorstoß nach Norden. Die Mayersche gehört zu den Hauptakteuren bei der seit Jahren rollenden Konzentrationswelle im Buchhandel. Durch Übernahmen und durch Neugründungen ist das Unternehmen in den vergangenen Jahr schnell gewachsen.