„Konversion“ heißt das Stichwort, wenn die britische Armee in zehn Jahren ihren Standort in Gütersloh aufgibt. Es bezeichnet die zivile Nutzung von bisher militärisch genutztem Gelände. Erfahrung damit hat der Verler Michael Esken, der seit 2003 Bürgermeister der Stadt Hemer im Sauerland ist. In den letzten 20 Jahren haben sowohl deutsche als auch britische Streitkräfte ihren Standort in Hemer aufgegeben. Auf Einladung des CDU-Kreisvorsitzenden Ralph Brinkhaus hat Esken jetzt über seine Erfahrungen berichtet.
Esken kennt die Depression, in die eine Stadt durch den Truppenabzug verfallen kann, weil große wirtschaftliche Nachteile befürchtet werden. „Aber jedem Ende wohnt auch ein Anfang inne“, sagte Esken. „In Hemer zum Beispiel hat die Bundeswehr durch ihre Ausdehnung die Stadtentwicklung auch behindert. Außerdem ist die öffentliche Hand mit der Konversion von Militärgelände nicht alleine. Wenn Konversion gut funktioniert, zieht die Umnutzung auch beträchtliche private Investitionen nach sich.“ Esken empfiehlt, einen Fragenkatalog aufzustellen, wohin man mit dem Militärgelände will: In welchen Bereichen Qualitätsverbesserungen zu erzielen sind, was für die Infrastruktur und den Verkehr getan werden kann, welche Investitionsanreize geschaffen werden können oder wie der Freizeitwert verbessert werden kann. Einen solchen Katalog gelte es dann abzuarbeiten.
Heiner Kollmeyer, Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion Gütersloh, betonte: „Es ist wichtig, dass wir das Heft des Handelns selbst in die Hand nehmen und nicht auf die Hilfe von außen warten. Natürlich muss daneben versucht werden, alle Möglichkeiten der Förderung zu nutzen.“ Neben dem Bedauern über den britischen Abzug betonte Kollmeyer vor allem die Chancen durch den Truppenabzug. „Wir haben hier eine hervorragende Fläche, nun ist Phantasie gefordert, diese Potentiale zu nutzen“, so Kollmeyer. „Wir müssen alle Möglichkeiten hinsichtlich Gewerbeflächenentwicklung, Freizeitnutzung und vielleicht sogar Ausgleichsflächen ausloten.“
Albrecht Pförtner, Wirtschaftsförderer des Kreises Gütersloh, verwies auf die Größe der Herausforderung: „Konversionsstandorte lassen sich nicht vergleichen. Bei uns geht es nicht um Innenstadtflächen, sondern um ein riesiges Flughafengelände mit 344 Hektar und um 500 Gebäude.“ Pförtner befürwortet ein Konversionsförderprogramm. Dafür müssten aber alle an einem Strang ziehen, hier sei Einigkeit über die Parteigrenzen hinweg gefordert. „Und schließlich müssen die Bürgerinnen und Bürger in den Prozess eingebunden werden“, sagte abschließend Michael Esken. „In Hemer haben wir dafür drei Konversionsforen durchgeführt.“
Bildunterschrift: Der stellvertretende CDU-Kreisvorsitzende Hans Schäfer, Dr. Angelika Wensing, CDU-Vorsitzende in Harsewinkel, mit Bürgermeister Michael Esken und dem Gütersloher Stadtverbandsvorsitzenden Raphael Tigges (v.l.).