„Wir wollen es uns leisten, eine vernünftige Medizin zu haben“, postulierte Theodor Windhorst. Dafür bekam der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe deutlichen Applaus von den zahlreich anwesenden Ärzten im großen Saal des Gütersloher Brauhauses. Zur Diskussionsrunde über „die Zukunft der medizinischen Versorgung in ländlichen Regionen“ hatte jetzt die Gütersloher CDU geladen.
(v.l.) Bundestagskandidat Ralph Brinkhaus, Dr. Olaf Iserinhausen, Monika Paskarbies, die die Veranstaltung organisiert hatte, Stadtverbandsvorsitzender Raphael Tigges, Bürgermeisterkandidat Heiner Kollmeyer und Dr. Theodor Windhorst Mit Dr. Theodor Windhorst hatten die Christdemokraten nicht nur einen ausgewiesenen Experten des deutschen Gesundheitswesens für das Podium gewinnen können, sondern auch einen Diskutanten mit echtem Unterhaltungswert. So begann der Chefarzt des Bielefelder Klinikums seinen Vortrag mit herzlichen Grüßen von Karl-Josef Laumann ans Publikum, die zu übermitteln ihn der NRW-Gesundheitsminister kurz zuvor noch telefonisch gebeten habe.
Für den Ärztekammerpräsidenten „haben wir noch immer das beste Gesundheitssystem“ – „soll das Arzt-Patienten-Verhältnis bewusst zerstört werden“ – und „hat die CDU einen starken Verlust von Leuten, die sich um das Gesundheitswesen kümmern“. Mit Verve und hoher Geschwindigkeit arbeitete Windhorst sein kritisches Verhältnis zu MVZs (medizinischen Versorgungszentren), sein Festhalten an der unteilbaren Verantwortung des Arztes für Diagnose und Therapie oder die Neugestaltung des ärztlichen Notfalldienstes ab.
Einen echten Schwerpunkt setzte der promovierte Chirurg bei der Ärzteausbildung und der „notwendigen Attraktivitätssteigerung des Arztberufes“. Damit war er beim Thema der Veranstaltung: dem bevorstehenden Ärzteschwund insbesondere in ländlichen Regionen. In allen Bereichen gebe es zu wenig Ärzte. Die von 70 Prozent der Jungmediziner erklärte Abwanderungswille ins Ausland sei viel zu hoch, und der Zuzug ausländischer Ärzte stelle keinen befriedigenden Ausgleich dar. Der Feminisierung des Arztberufes (65 Prozent Frauen) müsse mit verbesserter Vereinbarkeit von Familie und Beruf entsprochen werden.
Dr. Theodor Windhorst wusste zu überzeugen und weiß, „dass wir flache Hierarchien in den Krankenhäusern brauchen“, dass Entbürokratisierung Not tut und, dass die Arbeitsplatzbedingungen von Ärzten verbessert werden müssen. Auf die Frage von CDU-Bundestagskandidat Ralph Brinkhaus, ob das Gesundheitswesen an zu wenig Geld kranke, oder an Verteilungsproblemen des vorhandenen Geldes, oder an Effizienzmangel gab aber auch Windhorst keine dezidierte Antwort. Er räumte aber ein, dass bei 240 Milliarden Euro, die im Gesamtsystem der deutschen Gesundheit steckten, ein Kassensturz notwendig sei – und sagte anschließend „für moderne Medizin brauche ich mehr Geld“.
Pauschal zu sagen, es müsse mehr Geld ins System, könne es nicht sein, warf Dr. Olaf Iseringhausen ein. Der Soziologe vom Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL (ZIG) hatte den Abend mit statistischen Grundlagen und Ausblicken zum Gesundheitswesen in Ostwestfalen und dem Kreis Gütersloh eingeleitet.
Dass es die Kommunalpolitik allein schwer haben dürfte, zum Abbau des Ärztemangels beizutragen, machte in der anschließenden Diskussion ein heimischer Mediziner deutlich: „Ich will nicht mit einer Villa von der Kommune gelockt werden, sondern verlässliche Planungsmöglichkeiten“, formulierte der junge Arzt.