Die erfolgversprechendsten Maßnahmen gegen Gewalt und Kriminalität wären für Güterslohs obersten Polizisten „Arbeitsplätze für alle und, dass jedes Kind in den Kindergarten geht“. So formulierte es Karsten Fehring, Leitender Polizeidirektor bei der Kreispolizeibehörde, auf die fiktive Frage, was er sich jenseits der tatsächlichen Möglichkeiten als Polizist wünschen würde. Gefragt hatten ihn die CDU-Ratsherren Heiner Kollmeyer und Raphael Tigges.
Diskutierten die Gütersloher Kriminalstatistik 2008: (v.l.) CDU-Bürgermeisterkandidat Heiner Kollmeyer, Stadtverbandsvorsitzender Raphael Tigges und Leitender Polizeidirektor Karsten Fehring. Zum fast schon traditionellen Hintergrundgespräch nach Vorstellung der aktuellen Kriminalstatistik waren Tigges als Vorsitzender des Stadtverbandes und des Arbeitskreises Sicherheit der CDU-Fraktion sowie Bürgermeisterkandidat Heiner Kollmeyer laut Mitteilung der Christdemokraten jetzt ins Polizeihauptquartier an der Herzebrocker Straße gekommen.
Politiker und Polizeichef waren sich einig, dass ein gesichertes soziales Umfeld und frühzeitige Erziehung – also Arbeit und Kindergarten, wie Fehring es genannt hatte – die eigentlich besten Mittel im Kampf gegen Kriminalität seien. Konkret differenzierte Karsten Fehring dann die Ende März für den gesamten Kreis vorgestellte Kriminalitätsstatistik 2008 für den Bereich Stadt Gütersloh.
So liegt die so genannte Häufigkeitszahl (Straftaten pro 100.000 Einwohner) für Gütersloh mit etwa 7800 deutlich über den 6043 Straftaten kreisweit. Damit reiche die Dalkestadt fast schon an die Bielefelder Zahl von 7970 heran, erklärte Fehring. Der Polizeichef betonte aber auch, dass Bielefeld noch immer als eine der sichersten Großstädte Deutschlands gelte. Im Landesdurchschnitt beträgt die Häufigkeitszahl 8075.
Raphael Tigges begrüßte besonders das Engagement der Polizei im Bereich der Gewaltprävention an Schulen. Karsten Fehring hatte darauf hingewiesen, dass in dem Bereich eine rückläufige Tendenz von Gewaltdelikten zu beobachten sei und an die erfolgreiche Aktion „Mehr Bewegen“ erinnert. Seit mehreren Jahren bietet die Kreispolizei unter diesem Titel in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und interessierten Eltern an Grundschulen im Kreis Trainingskurse zur Gewalt-prävention für Kinder an.
Sehr interessiert zeigte sich Bürgermeisterkandidat Heiner Kollmeyer an Karsten Fehrings Einschätzungen der Situation rund um die Martin-Luther-Kirche und der Zusammenarbeit mit dem städtischen Ordnungsamt. Den Bereich um die Innenstadtkirche wird die Polizei auf jeden Fall „weiter im Auge behalten“. Kriminalstatistisch stelle er aber bei rückläufigen Beschaffungsstraftaten keinen besonderen Schwerpunkt dar, verdeutlichte Fehring, und weiter: „Dort verstärkt mit polizeilichen Mitteln vorzugehen, würde zu einer Verdrängung führen. Und man kann sich schon fragen, ob das sinnvoll ist. Oder, ob die Zusammenarbeit mit Kirchenmitarbeitern und Sozialeinrichtungen nicht mehr Erfolg verspricht.“
Die Zusammenarbeit mit dem Gütersloher Ordnungsamt bezeichnete Karsten Fehring als hervorragend. Auch der Einsatz der Honorarkräfte habe sich positiv bemerkbar gemacht. Auf die Frage Heiner Kollmeyers zum Ausbau solcher Kräfte antwortete Fehring zurückhaltend: „Mehr Ordnungskräfte helfen zwar, aber das löst auch nicht alle Probleme.“