Wer Jugendkriminalität ernsthaft zurückdrängen und bekämpfen will, muss in den Elternhäusern beginnen. In diesem Punkt waren sich die Teilnehmer am jüngsten „Politischen Frühstück“ des CDU Stadtverband einig. Unter dem Titel „Jugendkriminalität an der Wurzel packen“ hatten die Christdemokraten jetzt ins Restaurant Bonne Vie in Avenwedde eingeladen.
Diskutierten zum politischen Frühstück: (v.l.) Amtrichter Ulrich Koschmieder, Werner Lohn MdL, Ursula Doppmeier MdL, Rechtsanwalt Markus Kottmann, CDU-Bürgermeisterkandidat Heiner Kollmeyer und CDU Stadtverbandsvorsitzender Raphael Tigges. Zahlreiche Gäste diskutierten laut einer Mitteilung des Stadtverbandes mit den Landtagsabgeordneten Ursula Doppmeier und Werner Lohn, beide Mitglieder der Enquetekommission Prävention, dem Jugendrichter am Amtsgericht Gütersloh Ulrich Koschmieder und dem Rechtsanwalt Markus Kottmann.
Stadtverbandsvorsitzender Raphael Tigges betonte in seiner Begrüßung, dass die CDU in Gütersloh der Bekämpfung von Jugendkriminalität in ihrem Wahlprogramm einen hohen Stellenwert einräumt. Kinder und Jugendliche würden oft straffällig, weil ihr Aufwachsen von Hürden bestimmt werde, die nicht sozial integrativ, sondern vielfach ausgrenzend wirkten, erläuterte Tigges.
Ursula Doppmeier berichtete über den neuesten Forschungsbericht des Kriminalpolitischen Forschungsinstitutes Niedersachsen. Danach zeige sich insbesondere bei schweren Körperverletzungen ein realer Anstieg. Die Jugendkriminalität an Schulen zeige eine lediglich leicht rückläufige Tendenz.
Der Landtagsabgeordnete Werner Lohn aus Geseke betonte, dass Gerichtsverfahren gegen Jugendliche möglichst schnell beendet werden müssten, damit „die Strafe auf dem Fuß folgt“. Hierzu schaffe die Landesregierung 90 neue Stellen in der Justiz. Zudem sei in 14 Städten das Projekt „Gelbe Karte“ eingeführt worden. Damit könnten erzieherische Maßnahmen zeitnah ohne förmliche Hauptverhandlung durchgeführt werden, so Lohn.
Ulrich Koschmieder unterstrich in einem ausführlichen Beitrag die Bedeutung des Themas, forderte allerdings von der Landesregierung weitere Ressourcen für eine effektive Bekämpfung ein. Der Amtsrichter bestätigte, dass Repression die Situation allein nicht verbessern könne. Das zeige schon die Rückfallquote ehemals inhaftierter Jugendlicher, die bei 70 Prozent liege. Häufig begönnen Jugendliche eine kriminelle Karriere nach häuslicher Gewalterfahrung, fehlender Wertevermittlung im Elternhaus und mangelnder Bildung.
Markus Kottmann berichtete aus seiner rechtsanwaltlichen Praxis. Der CDU-Ratsherr machte zudem deutlich, dass jährlich Millionen Euro im Haushalt der Stadt Gütersloh für so genannte Hilfen zur Erziehung aufgewendet werden müssten. Durch frühzeitige Prävention – die auch Geld koste – könnten später hohe Kosten vermeiden werden.
Auch für den CDU-Bürgermeisterkandidaten Heiner Kollmeyer beginnt die Auseinandersetzung mit Jugendkriminalität im Elternhaus. Maßnahmen wie Elternschule, Frühwarnsysteme und die Familienzentren könnten Meilensteine für eine wirkungsvolle Präventionsarbeit sein.