Mit einem eindeutigen Votum hat die Kreis-Delegiertenversammlung den Gütersloher Fraktionsvorsitzenden Ralph Brinkhaus heute (27.10) zum neuen Bundestagskandidaten der heimischen CDU gewählt. Brinkhaus erhielt bereits im ersten Wahlgang 120 von 195 abgegebenen Stimmen. Damit tritt der 40-Jährige die Nachfolge von Hubert Deittert an.
Bad in der Menge nach überragendem Wahlsieg: Ralph Brinkhaus (Mitte) ist bereits im ersten Wahlgang zum neuen Bundestagskandidaten der heimischen CDU gewählt worden. Nach Bakanntgabe des Ergebnisse brach im kleinen Saal der Gütersloher Stadthalle spontan großer Jubel aus. 120 der Delegierten feierten ihren Kandidaten. Mit einem so klaren Votum bereits im ersten Wahlgang dürften die Wenigsten gerechnet haben.
Brinkhaus konnte nicht nur die Mitbewerber Tim Arnold (17 Stimmen) und Andreas Westerfellhaus (25 Stimmen) hinter sich lassen, sondern verwies auch den Kreisvorsitzenden Ludger Kaup (33 Stimmen) klar auf den zweiten Platz.
Über die Wahl von Ralph Brinkhaus zum Bundestagskandidaten berichten die drei Gütersloher Tageszeitungen wie folg:
„Die Glocke“ schreibt unter der Ãœberschrift „Ralph Brinkhaus ‚völlig überwältigt‘“: Von unserem Redaktionsmitglied MARTIN NEITEMEIER – Kreis Gütersloh (gl). Der Steuerberater Ralph Brinkhaus (40) aus Gütersloh hat sich am Montagabend im Wettstreit um die CDU-Bundestagskandidatur im Wahlkreis Gütersloh sensationell klar durchgesetzt. Mit 120 Stimmen übertraf er bereits im ersten Wahlgang die erforderliche absolute Mehrheit von 98 Stimmen und ließ seine Konkurrenten klar hinter sich: CDU-Kreischef Ludger Kaup bekam 33, Andreas Westerfellhaus 25 und Tim Arnold 17 Stimmen.
Kurz nach 21 Uhr war die Sensation in der Stadthalle Gütersloh perfekt: Ralph Brinkhaus springt auf, reißt die Hände hoch und umarmt seine applaudierenden und jubelnden Gütersloher Parteifreunde um ihn herum. 120 Delegierte haben ihn soeben mit einem unerwartet eindeutigen Votum zum Nachfolger von Hubert Deittert gekürt. Der 40-jährige Steuerberater ist „völlig überwältigt“. Mit einem solchen Ergebnis haben der CDU-Fraktionschef im Gütersloher Stadtrat selbst und viele Delegierte nicht gerechnet. Das zeigt das Raunen, das durch den Saal geht, als der stellvertretende Kreisvorsitzende Hans Schäfer das Ergebnis verkündet.
Vor allem der 59-jährige Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Ludger Kaup, „hatte mehr erwartet“. Aber seine versteckte Rückzugsdrohung, wenn er mit 59 Jahren zu alt sei für den Bundestag, „dann sollte das auch für andere wichtige Parteiämter gelten“, hat ihm trotz aller Verdienste um die CDU im Kreis möglicherweise viele Stimmen gekostet und den zweiten Wahlgang überflüssig gemacht. Denn diese Aussage in der vorangegangenen Vorstellungsrunde hatte die 195 Delegierten – keiner fehlte – merklich aufhorchen lassen. Demgegenüber hatte sich Brinkhaus geschickt und eloquent als im Kreis verhafteter Kämpfer präsentiert.
Mehr erhofft („mindestens 20 Stimmen“) hatte sich auch Tim Arnold („bodenständig und weltgewandt“), während Andreas Westerfellhaus mit seinem Abschneiden als Außenseiter recht zufrieden ist. „Ich habe bei diesem Bewerbungsmarathon viel gelernt und viele Kontakte geknüpft.“
Die Unterlegenen gratulierten dem strahlenden Sieger, der sein Glück nur schwer fassen konnte. In genau elf Monaten will Brinkhaus wieder mit der CDU jubeln – über ein gutes Bundesergebnis und das gegen Klaus Brandner (SPD) gewonnene Direktmandat im Wahlkreis 132 (Kreis Gütersloh ohne Schloß Holte-Stukenbrock und Werther).
Mitte Juni hatte Bundestagsabgeordneter Hubert Deittert bekannt gegeben, dass er 2009 nach 15 Jahren Parlamentsarbeit in Bonn und Berlin nicht noch einmal antreten werde. 1994 hatte der Rietberger Landwirt sein erstes von vier Direktmandaten im Wahlkreis Gütersloh geholt. 2005 fuhr er mit 48,9 Prozent sein persönliches Rekordergebnis ein.
Kommentar von MARTIN NEITEMEIER: Ralph Brinkhaus hat es geschafft, Ludger Kaup nicht. Das Alter, die kämpferischere Ausstrahlung, die gekonnte Ansprache und die persönliche Ausstrahlung dürften entscheidend dafür gewesen sein, dass der 40-jährige Steuerberater und nicht der 59-jährige Immobilienmakler gestern Abend zum CDU-Bundestagskandidaten gekürt worden ist. Der Vorsitzende der Gütersloher Stadtratsfraktion ist mit großen Hoffnungen auf den Weg nach Berlin geschickt worden. Andererseits, so möchte man meinen, ist das langjährige Wirken des Chefs der Kreistagsfraktion mit nur 33 Stimmen gegenüber 120 für Brinkhaus abgestraft worden. Doch dem ist nicht so: Die engagierte Arbeit des nicht überall und immer unumstrittenen Ludger Kaup für und im Kreis kann sich sehen lassen und findet auch über die Union hinaus Anerkennung. Doch die Rückzugs- oder Rücktrittsdrohung im Falle der Nicht- Nominierung kam bei den Delegierten nicht gut an. Da nutzten die bundes- und landesweite Anerkennung und das jüngste Lob von Landeschef Jürgen Rüttgers nichts. Als Christdemokrat durch und durch sowie als Befürworter dieses Auswahlverfahrens sollte Kaup aber nicht voreilig und völlig das Handtuch werfen. Ralph Brinkhaus, der strahlende Sieger des bemerkenswerten Wettstreits, muss seinen Worten Taten folgen lassen – zunächst im Wahlkampf. Das Duell mit Klaus Brandner (SPD) verspricht spannend zu werden. Aber man kann sicher sein: Brinkhaus wird sich richtig reinhängen.
Die „Neue Westfälische“ schreibt unter der Ãœberschrift: „Brinkhaus strahlender Sieger – Gütersloher Steuerberater soll Nachfolger von Hubert Deittert in Berlin werden VON ULLRICH WEILAND UND STEFAN BRAMS – Kreis Gütersloh. Die Christdemokraten im Kreis Gütersloh ziehen mit Ralph Brinkhaus an der Spitze im kommenden Jahr in den Bundestagswahlkampf. Für den 40 Jahre alte Steuerberater aus Gütersloh votierten während der Wahlkreisvertreterversammlung gestern Abend im kleinen Saal der Gütersloher Stadthalle 120 der 195 Stimmberechtigten. Und das im ersten Wahlgang.
Auf Platz zwei folgte mit 33 Stimmen weit abgeschlagen der enttäuschte CDU-Kreisvorsitzende Ludger Kaup, 25 Delegierte stimmten für Andreas Westerfellhaus aus Rheda-Wiedenbrück und 17 gaben dem Gütersloher Tim Arnold ihre Stimme.
Ralph Brinkhaus zeigte sich „völlig überwältigt“, nachdem Tagungspräsident Hans Schäfer das sensationell deutliche Wahlergebnis verlesen hatte. Brinkhaus überwältigt: „Vielen, vielen Dank. Gemeinsam werden wir die Wahlen im kommenden Jahr gewinnen.“
Einer der ersten Gratulanten war der unterlegene Ludger Kaup. Der Ingenieur und Immobilienmakler machte keinen Hehl daraus, dass er von dem eindeutigen Wahlergebnis „sehr enttäuscht ist“: „Ich habe mit mehr Stimmen gerechnet.“ Und der 59-Jährige kündigte Konsequenzen an: „Ich werde zwar nicht zurücktreten, aber geordnet meine Ämter übergeben.“ Das habe er ja schon in seiner Bewerbungsrede angedeutet. Stimmt – und diese versteckte Drohung kam, so war in Gesprächen während der Abstimmungspause zu hören, überhaupt nicht gut an.
Zuvor hatten sich die vier Kandidaten nach ihrer Vorstellungstour durch die Städte und Gemeinden im Kreis noch ein letztes Mal vorgestellt. Nicht nur die Bewerber, auch viele Versammlungsteilnehmer wirkten ein wenig aufgekratzt und nervös. Nur einer sah dem Treiben im kleinen Saal der Stadthalle sehr gelassen entgegen und machte einen sehr zufriedenen Eindruck: der Bundestagsabgeordnete Hubert Deittert, um dessen Nachfolge es ging.
Punkt 19.30 Uhr eröffnete der Kreisvorsitzende Ludger Kaup die Versammlung und übergab die Leitung dann Hans Schäfer, der ganz souverän durch den Abend führte.
Ralph Brinkhaus ergriff als erster der vier Kandidaten das Wort (ausgelost) und hielt eine mitreißende Rede. Der 40-Jährige, der einräumte „sehr nervös“ zu sein: „Wir werden die Menschen nur begeistern können, wenn wir selbst begeistert sind. Wir haben keinen Grund, unsere Grundwerte in Frage zu stellen. Zuversicht und Optimismus sind Tugenden, die in unseren Land am meisten fehlen.“
Während Tim Arnold (39) in seiner Vorstellungsrunde recht blass wirkte, konnte Andreas Westerfellhaus schon eher begeistern.
Das letzte Wort hatte dann Ludger Kaup und der verwies vor allem auf seine langjährige politische Erfahrung und seine Erfolge als Fraktionschef im Kreistag und als Kreisvorsitzender. Im Jahr 2005 hatte er die Leitung des CDU-Kreisverbandes von Hubert Deittert übernommen. Doch überzeugen konnte er die Delegierten nicht.
Kommentar von STEFAN BRAMS: „Neuer, starker Mann“ – Ralph Brinkhaus’ Wahlergebnis ist eine Sensation. Mit 120 Stimmen zieht er locker an den anderen drei Mitbewerbern vorbei und deklassiert vor allem einen – Ludger Kaup, den amtierenden Kreisund Fraktionsvorsitzenden und alten Politfuchs. Damit ist Brinkhaus nun endgültig der starke Mann in der CDU in der Kreisstadt wie auch im Kreis. Mit Brinkhaus haben die Delegierten klar auf Verjüngung und auf ein frischeres Gesicht gesetzt. Jetzt kann Brinkhaus, der rhetorisch mächtig aufdrehen kann, zeigen was wirklich in ihm steckt, denn in Berlin wirken andere Kaliber als hier vor Ort.
Und Kaup? Der 59-Jährige muss eine schwere politische Niederlage verdauen, denn ein amtierender Kreisvorsitzender, den nur 33 seiner Parteifreunde in Berlin sehen wollen, muss etwas falsch gemacht haben. Dass er sich geordnet zurückziehen will, wie angekündigt, ist da nur konsequent.
Das „Westfalen Blatt“ schreibt unter der Ãœberschrift „Erdrutsch-Sieg für Ralph Brinkhaus – CDU nominiert 40-jährigen Steuerberater - Kreisvorsitzender Kaup stellt Rückzug in Aussicht Von Michael Delker und Wolfgang Wotke (Fotos) – Kreis Gütersloh (WB). Spontan ballte Ralph Brinkhaus die Fäuste. Mit einem so deutlichen Ergebnis hatte der 40-jährige Steuerberater nicht gerechnet. Mit 120 von 195 abgegebenen Stimmen nominierten ihn die Delegierten gestern Abend zum CDU-Bundestagskandidaten. Ein Ergebnis, das auf CDU-Kreischef Ludger Kaup (33 Stimmen) wie eine Ohrfeige gewirkt haben muss.
Als Konsequenz aus der Niederlage wird Kaup vermutlich nicht mehr für den Kreisvorsitz kandidieren. Eine versteckte Rückzugsandrohung hatte bereits während der Kandidatenvorstellung im kleinen Saal der Gütersloher Stadthalle für Aufsehen gesorgt.
»Ich hatte ein besseres Ergebnis erwartet. Ich werde nicht von heute auf morgen meine Arbeit beenden, schließlich haben wir wichtige Wahlen vor uns. Aber es steht im Raum, die Arbeit in einem geordneten Verfahren auslaufen zu lassen«, sagte Kaup später. Der CDU-Chef bekam nur unwesentlich mehr Stimmen wie der Rheda-Wiedenbrücker Andreas Westerfellhaus (25 Stimmen) und der Gütersloher Tim Arnold (17 Stimmen).
Der Mann des Tages war Ralph Brinkhaus. »Ich bin völlig überrascht. Mit dieser Deutlichkeit habe ich nicht gerechnet«, konnte der Gütersloher sein Glück kaum fassen. In bester Wahlkämpfer-Manier - laut, klar und deutlich - hatte er zuvor Werbung in eigener Sache betrieben. Auf ein Redemanuskript verzichtete Brinkhaus. Er ging auf die weltweite Finanzkrise und die Sicherung der Sozialsysteme ein. Der Steuerberater rief die Bundestagswahl zur Richtungswahl aus. »Wir werden die Menschen für uns gewinnen, wenn wir in der Politik weniger streiten und trotzdem den Mut haben, gegen den Strom zu schwimmen«, meinte der künftige CDU-Bundestagskandidat.
Ganz anders Ludger Kaup, der auf die Karte »Erfahrung« setzte, um sich gegen das Politiktalent Brinkhaus abzugrenzen. Er sei seit zehn Jahren CDU-Fraktionschef im Kreistag und seit vier Jahren Kreisvorsitzender. »Ich kann auf Leistung verweisen«, meinte der Immobilienkaufmann mit Blick auf die positive Mitgliederentwicklung oder das CDU-Projekt 2020. Er habe in den vergangenen Wochen viel Zuspruch erfahren. Es habe aber auch Menschen gegeben, die gesagt hätten: »Ludger, Du bist 59 Jahre alt, Du bist zu alt für den Bundestag.« Dann kam der entscheidende Satz, der im Saal für lautes Gegrummel sorgte: »Wenn Sie sagen, mit 59 ist man zu alt, dann akzeptiere ich das. Dann sollte die Devise aber auch für andere Parteiämter gelten.« Im Kampf um die Bundestagskandidatur hatte der CDU-Kreisvorsitzende sein letztes As aus dem Ärmel gezogen - vergeblich.
Kommentar von Michael Delker: Ralph Brinkhaus hat eine Partei-Karriere im D-Zug-Tempo hingelegt. Vor vier Jahren wurde der Steuerberater erstmals in den Gütersloher Rat gewählt, seit anderthalb Jahren ist er Fraktionsvorsitzender und jetzt Bundestagskandidat. Andere können davon nur träumen. Brinkhaus muss seinen markigen Worten nun Taten folgen lassen und seinen Bekanntheitsgrad steigern. Im Vergleich zu Klaus Brandner ist der 40-jährige außerhalb von Gütersloh noch zu unbekannt. Und Ludger Kaup? Der hat das Unheil gestern Abend offenbar kommen sehen. Anders lässt sich die Rückzugsandrohung nicht werten. Der Kreischef hat alles auf eine Karte gesetzt und verloren. Dass er für den CDU-Vorsitz wohl nicht mehr kandidieren wird, ist konsequent.