Unter obiger Überschrift berichtet und spekuliert heute die "Neue Westfäliche":
VON RAINER HOLZKAMP - Gütersloh. Die massiven Proteste sind noch lebhaft in Erinnerung; die in erbitterten Wortgefechten geschlagenen Wunden bei manchem bis heute kaum verheilt. Und doch wagt sich jetzt die FDP aus der Deckung: „Wir werden das Fass wieder aufmachen“, erklärte Fraktionsvorsitzender Hartwig Fischer auf Anfrage. Gemeint ist eine Art Pulverfass in der Debatte um die Verortung neuer Gewerbeflächen.
So soll nun doch, und nicht nur nach dem Willen der FDP, ein Areal nördlich der Marienfelder Straße ( B 513) in Blankenhagen ausgewiesen werden. Zwar keine 100 Hektar groß, wie ursprünglich geplant, aber doch in einem Umfang, der in etwa der gesamten Fläche entspricht, die in den vergangenen Jahren während des zähen und konfliktträchtigen Prozesses zur Gebietsentwicklungs(GEP)- und Flächennutzungsplanung (FNP) verortet wurde. Die Rede ist von „30 bis 40 Hektar“.
Für das Projekt haben die Liberalen offenbar einen starken Partner gefunden. So bestätigte CDU-Fraktionschef Ralph Brinkhaus „Sondierungsgespräche“ über das heikle Thema. Viel mehr noch nicht, da mit dem Plattform-Partner, den Grünen, noch nicht geredet wurde.
Freilich waren es auch sozusagen grüne Gründe, die bisher gegen ein Gewerbegebiet an der Stelle sprachen. Schließlich handelt es sich hier um einen der wenigen großen zusammenhängenden freien Landschaftsräume. Insofern könnte die schwarz-grüne Plattform an dieser Frage einen Riss bekommen, so dass andere Mehrheiten notwendig wären. Hartwig Fischer könnte sich eine Mehrheit aus CDU, FDP und UWG vorstellen.
Er rechnet ohnehin mit erheblich weniger Widerstand als vor Jahren. Bis auf einen hätten sich inzwischen alle anderen betroffenen Landwirte bereiterklärt, Flächen zu verkaufen.
Als ein weiteres Problem erwies sich bei den ersten Planungen die Verkehrsanbindung. Der Bau einer neuen Tangente zwischen Marienfelder Straße und Herzebrocker Straße schien unerlässlich. Eine neue große Straße kommt für die CDU allerdings nicht in Betracht. Nicht nur, dass es dafür keine Landesmittel gebe, so Ralph Brinkhaus, auch sei der damit verbundene Flächenverbrauch nicht zu vertreten.
Brinkhaus verhehlt nicht, dass die Marienfelder Straße bereits heute oft stark überlastet ist, insbesondere an der Kreuzung mit dem Nordring (B 61). „Aber warum gucken wir immer nur in diese Richtung und damit zur A 2?“, fragt der Fraktionsvorsitzende. „Wir sollten auch die A 33 im Auge behalten.“ Denn in dieser Richtung würden sich mit dem Weiterbau der Autobahn und den neuen Anschlüssen auch neue Optionen eröffnen. Das Gleiche gelte für die Ortsumfahrung Marienfeld, die kommendes Jahr fertiggestellt sein soll.
Dass es ausgerechnet jetzt zu dem neuen Vorstoß in Sachen Gewerbegebiete kommt, hat unterschiedliche Gründe. Zum einen sollte zunächst die Genehmigung des neuen FNP mit 32 Hektar zusätzlicher Areale abgewartet werden. Seit zwei Wochen ist der Plan wirksam, so dass jetzt nachträglich und Schritt für Schritt das vermeintliche Flächendefizit ausgeglichen werden kann. Wie berichtet, hält die Bezirksregierung in Gütersloh eine Neuausweisung von insgesamt 100 Hektar für angebracht. Wirtschaftsverbände pochen gegenüber der Stadt immer wieder darauf, dieses Kontingent auch auszuschöpfen. Und Brinkhaus sagt: „Für uns ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht.“
Zum anderen scheinen die Bemühungen um das von den jeweiligen CDU-Fraktionen vorangebrachte interkommunale Gewerbegebiet mit Verl an Fahrt zu verlieren. Zwar hat der Gütersloher Planungsausschuss gestern die unerlässliche Umweltverträglichkeitsstudie auf den Weg gebracht. Aber in Verl, so heißt es, orientiere sich die Gemeinde inzwischen mehr nach Rietberg.