Zur Suche eines neuen Standortes für die Gütersloher Mercedes-Niederlassung berichten das "Westfalen-Blatt" (Ausgabe vom 19. Mai) und die "Neue Westfäliche" in ihrer heutigen Ausgabe. Beide Zeitungen schreiben, dass das Pfleiderer-Areal für die neue Niederlassung in Frage komme.
Westfalen-Blatt: Ein Stern über der Innenstadt - Daimler-Chrysler will zu Pfleiderer Von Stephan Rechlin - Gütersloh (WB). Die Daimler-Chrysler AG will zehn Millionen Euro in eine neue Gütersloher Filiale investieren. Der neue Standort könnte auf dem Pfleiderer-Areal liegen.
Die Entscheidung zu diesem Schritt fiel bei dem Besuch des Vorstandsvorsitzenden Dieter Zetsche Ende März in Gütersloh. Auf dem Weg zur Bertelsmann AG, bei der Zetsche über das Thema »Werte« sprach, fuhr ihn der neue Bielefelder Niederlassungsleiter Peter Süßmilch an der Mercedes-Filiale an der Verler Straße vorbei. Umständliche Zufahrt, keine Erweiterungsmöglichkeiten, besser aufgestellte Wettbewerber - das Fazit der Stippvisite war schnell gezogen: »Innerhalb der kommenden 24 Monate soll Daimler-Chrysler einen Auftritt in Gütersloh bekommen, der dem einer Premiummarke gerecht wird«, berichtet Peter Süßmilch.
Die Suche nach einem Premium-Standort hat längst begonnen. Die Stadt würde den Mercedes-Stern gern direkt vor dem City-Eingang aufgehen lassen - auf dem Pfleiderer Areal an der Holzstraße, dort, wo der Düsseldorfer Projektentwickler Kai 18 einen gigantischen Baumarkt errichten lassen wollte. Die neue Variante würde gleich mehrere Probleme mit einem Schlag erledigen: Der Streit um die Folgenutzung des Gewerbegebietes wäre vom Tisch, der neue Bewohner wiederum so attraktiv, dass auch der Rest des Areals leicht zu verkaufen wäre. Die Gütersloher Innenstadt bekäme darüber hinaus ein äußerst hochwertiges Entree - der Mercedes-Stern strahlt nicht über vielen Städten dieser Größenordnung.
Die Frage ist nur, wie die Pfleiderer AG und der Projektentwickler reagieren. Der jüngste Vorschlag aus Düsseldorf sieht einen Möbelmarkt vor, der an Stelle des Baumarktes an die Holzstraße ziehen soll. Damit reagiert Kai 18 auf die neue politische Konstellation in Gütersloh - CDU und Grüne lehnten den Baumarkt zuletzt ab und votierten für eine rein gewerbliche Nutzung. Notfalls soll die Stadt das Areal erwerben und entwickeln. Mit Daimler-Chrysler als neuen »Bewohner« würde das damit verbundene Risiko überschaubar.
Der Stuttgarter Autohändler braucht etwa ein Viertel des Pfleiderer-Areals - rund 20 000 Quadratmeter. Am neuen Standort sollen Autos und Lkws verkauft werden. »Es wird nichts produziert, wir stellen auch keine Autolacke her«, tritt Peter Süßmilch möglichen Einwänden entgegen. Mit der Investition verbinde Daimler-Chrysler auch neue Geschäftsziele. So strebe der Konzern an, künftig in Gütersloh 500 neue Fahrzeuge pro Jahr zu verkaufen. »Wir hoffen, die neue Filiale im kommenden Jahr beziehen zu können«, sagt Peter Süßmilch.
"Neue Westfälische":Mercedes sucht neuen Standort - Interesse auch an Pfleiderer-Areal Gütersloh (raho). Es ist wie mit dem einzelnen Wagen. Nach vielen Reparaturen und Nachrüstungen stellt sich auch beim ganzen Autohaus irgendwann die Frage nach einer Neuanschaffung. Mercedes Benz hat sie im Fall Gütersloh eindeutig mit „ja“ beantwortet. Das aus den 60er Jahren stammende und immer wieder erweiterte und modernisierte Center an der Verler Straße soll aufgegeben werden. Stattdessen ist ein zehn Millionen Euro teurer Neubau geplant.
Wie der auch für Gütersloh zuständige Leiter des Niederlassungsverbunds Ostwestfalen-Lippe, Peter Süßmilch, berichtete, sucht Mercedes derzeit nach einem geeigneten Grundstück. Benötigt würden zwischen 15.000 und 20.000 Quadratmeter, möglichst an einer Hauptverkehrsstraße gelegen. Von Vorteil wäre auch die Nähe zu weiteren Auto-Anbietern.
Das trifft zwar auch auf das Areal an der Verler Straße zu. Allerdings sei die Anbindung aus Richtung Autobahn äußerst problematisch, erläuterte Süßmilch. Die Zukunftsmöglichkeiten des Standorts seien begrenzt. Und ein großangelegter Umbau während des laufenden Betriebs könne den Kunden kaum zugemutet werden. Vor diesem Hintergrund sei die Entscheidung zugunsten eines Neubaus gefallen.
Vor einigen Wochen hat Mercedes daher eine Grundstücksanfrage bei der Stadt gestellt. Inzwischen lägen nach Vermittlung durch die Verwaltung einige Angebote von Privateigentümern vor, die geprüft würden, sagte Süßmilch.
„Sehr interessant“ sei auch der Standort Pfleiderer an der Holzstraße. Interessant vor allem wegen der Nähe zur Innenstadt und zu größeren Arbeitsstätten. Die Werkstatt-Kunden hätten dadurch kurze Wege, so der Niederlassungsleiter.
Sollte der Neubau freilich dicht an die City rücken, würde der Lkw-Service in Gütersloh aufgegeben. Zum Ausgleich würden Angebote der OWL-Zentrale am Stadtholz in Bielefeld gemacht.
Zunächst müsse aber die Grundstücksfrage geklärt werden, betonte Süßmilch. Das dauere erfahrungsgemäß länger als der Bau selbst. Dennoch hält Mercedes an dem Ziel fest, bis Ende 2008 das neue Center in Betrieb zu nehmen. Dort sollen künftig 500 Neufahrzeuge (vom Pkw bis zum Transporter) pro Jahr verkauft werden. Bisher sind es 360.
Die Stadtverwaltung könnte sich eine architektonisch hochwertige Mercedes-Filiale bei Pfleiderer gut vorstellen, wie Planungsamtschef Michael Zirbel sagte. An der Ecke Holzstraße/Friedrich-Ebert-Straße sei ohnehin stets ein besonderer städtebaulicher Akzent mit autonahen Nutzungen geplant gewesen. Weiterer Vorteil: Von einem Autohaus geht im Gegensatz zu dem bisher geplanten Bau- oder Möbelmarkt keine Gefahr für den Innenstadt-Einzelhandel aus.
Eine von der CDU initiierte Gesprächsrunde zum Thema Pfleiderer, an der auch Stefan Höher vom Düsseldorfer Projektentwickler Kai 18 und ein Konzern-Vertreter aus Neumarkt teilnahmen, brachte am Wochenende keine konkreten Ergebnisse. „Wir haben vor allem die speziellen Gütersloher Befindlichkeiten erläutert“, so Fraktionsvorsitzender Ralph Brinkhaus. In einigen Wochen wollen sich die Beteiligten erneut zusammensetzen. Dann stehen die Gespräche möglicherweise unter einem ganz anderen Stern.