Podiumsdiskussion zum Einkaufszentrum - „Wir werden die Fußgängerzone nicht leerfegen“ / Gazit: „Kleiner funktioniert nicht“ (06.06.08)

Unter den obigen Überschriften berichtet die Tageszeitung „Die Glocke“ über die Diskussion zum Wellerdiek-Areal:
Gütersloh (din). Ein kleineres Einkaufszentrum auf dem Wellerdiek-Gelände kommt für die Firma Gazit Immobilien nicht in Frage. „Wir werden in Gütersloh nicht investieren, wenn Sie die Verkaufsfläche auf 10 000 Quadratmeter begrenzen“, sagte Geschäftsführerin Maria Koopmann bei der ersten öffentlichen Podiumsdiskussion am Mittwochabend im ehemaligen Jugendzentrum an der Kaiserstraße. „Wir brauchen eine bestimmte Größe, damit das Center funktioniert.“ Geplant sei eine Verkaufsfläche von 17.000 bis 20.000 Quadratmetern bei einem Investitionsvolumen von 60 Millionen Euro.
Zeitungsausschnitt Zeitungsausschnitt "Die Glocke".
„Dann ist Gazit der falsche Investor für das Gelände“, entgegnete Rainer Schorcht“, Vorsitzender des Gütersloher Einzelhandels und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Gütersloher Innenstadt. „Ein Drittel zusätzliche Verkaufsfläche verkraftet keine Stadt, auch nicht unser schönes Gütersloh“, sagte der Fotohändler. Mit 2,2 Quadratmetern pro Einwohner liege Gütersloh schon jetzt über dem Bundesdurchschnitt von 1,5. Etwa 150 Gütersloher kamen am Mittwoch zum ersten öffentlichen Aufeinandertreffen der Kontrahenten ins ehemalige Jugendzentrum.

Podiumsdiskussion zum Einkaufszentrum - „Wir werden die Fußgängerzone nicht leerfegen“
Von unserem Redaktionsmitglied GERRIT DINKELS

Gütersloh (gl). Von der Resonanz sind die Veranstalter überrascht. Mehr Gäste als erwartet zwängen sich am Mittwochabend in den Jazz-Saal des ehemaligen Jugendzentrums an der Kaiserstraße. 150, vielleicht 200 mögen es sein. Politiker, Kaufleute, Immobilienbesitzer, Nachbarn, interessierte Bürger, Mitglieder der CDU und Stadtplaner. Stickig ist nicht nur die Luft, auch die Diskussion wird hitzig geführt.

Wo sonst Jazz-Größen glänzen, werden Argumente ausgetauscht. Der Ton ist rau, so sehr bewegt die meisten das geplante Einkaufszentrum auf dem Wellerdiek- Areal zwischen Eickhoff- und Kaiserstraße. Abgerissen würden auch das Jugendzentrum und das Altenheim, weshalb die einladende CDU diesen Ort gewählt hat. Mancher betritt zum ersten Mal Josef Honcias Reich. Nur die SPD fehlt. Sie wählt im Brauhaus Thomas Ostermann zum Stadtverbandsvorsitzenden.

Die Argumente sind bekannt. „Ich glaube nicht, dass wir die Fußgängerzone leerfegen werden“, sagt Maria Koopmann, Geschäftsführerin der Gazit Germany Development GmbH. Allein könne das Einkaufszentrum nicht bestehen. Gewisse Branchen seien in der Innenstadt aber nicht ausreichend vertreten, darum plane man mit einem Lebensmittelmarkt (2000 Quadratmeter), einem Unterhaltungselektroniker (3000 Quadratmeter) und einem Sportgeschäft (2000 Quadratmeter) sowie 400 bis 500 Stellplätzen. „Wir wissen noch nicht, welche Grundstücke wir beplanen können“, sagt die Diplom- Wirtschaftsingenieurin.

Schon wegen der demographischen Entwicklung brauche Gütersloh keine zusätzliche Verkaufsfläche, entgegnet Rainer Schorcht, Vorsitzender des Einzelhandels und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft (AG) Innenstadt.

„Wir werden immer weniger und immer älter.“ Lebensmittel und Elektronik gebe es ausreichend in der City. Gazit sei nur auf Profit aus. Das Einkaufszentrum würde für 40 Millionen Euro errichtet und für 60 bis 80 weiterverkauft werden, mutmaßt Schorcht. Er nennt die „üblichen Verdächtigen“, die sofort in ein solches Center umzögen.

Stadtbaurat Josef E. Löhr, erklärt, das Quartier bedürfe einer Entwicklung. Die Verwaltung habe bisher an eine Mischung aus Wohnen, Handel und Dienstleistungen gedacht.

Nach dem Podium sind die Gäste gefragt. Der Architekt und zweite Sprecher der AG Innenstadt, Walter Hauer, erklimmt die Bühne und weist auf die Randlage des Areals hin. Es werde nicht gelingen, das Einkaufszentrum vernünftig an die Fußgängerzone anzubinden. Er warnt vor einem Objekt wie dem Kaufland in Rheda („trauriges Bild“). „Wir bekommen eine Verdichtung, die weit über das Verträgliche hinausgeht“, mahnt Hauer.

Den stärksten Applaus erntet CDU-Ratsherr Dr. Thomas Foerster, der vor einem Schwarz-Weiß- Denken warnt und nach Kompromissen fragt. Nach zweieinhalb informativen wie unterhaltsamen Stunden beendet Moderator Heiner Kollmeyer (CDU) die Diskussion, die eigentlich gerade erst beginnt.

wellerdiek

Aufnahmen von der Wellerdiek-Podiumsdiskussion