Kita-Leitungen im Gespräch mit Ursula Doppmeier - Das „Kibiz“ aus der Praxis-Sicht (30.08.07)

Unter obiger Überschrift berichtet "Die Glocke"
Gütersloh (gl). Erziehung ist in Gütersloh Herzenssache. Dafür steht etwa die Initiative für das Bündnis zur Erziehung, und auch das Engagement, mit dem sich insgesamt 16 Kindertagesstätten (Kita) in Gütersloh bis 2012 zum Familienzentren entwickeln wollen. Wie sich dieses starke Engagement mit den Bedingungen verträgt, die das neue Gesetz zur frühen Bildung und Förderung von Kindern (Kibiz) vorschreibt, darüber tauschten sich am Montag im Vortragssaal der Volksbank 13 Kita-Leitungen mit der Landtagsabgeordneten Ursula Doppmeier (CDU) aus.
Bild: Zeitungsausschnitt Bild: Zeitungsausschnitt "Die Glocke".
Dass das Kibiz eine Stärkung der Bildungs- und Erziehungsarbeit anstrebt und die pädagogische Qualität in den Tageseinrichtungen stärken will, deckt sich in den Augen der Kita-Leitungen nicht unbedingt mit den Auswirkungen, die das Gesetz für die Praxis bringt. Ein Beispiel ist die anteilige Freistellung der Leitungen. Das Gesetz sieht vor, dass Leitungskräfte pro Kindergruppe eine 20-prozentige Freistellung erhalten. Bei einem viergruppigen Kindergarten erhält die Leitung damit zukünftig nur noch eine 80-prozentige Freistellung.

Bislang konnte sich die Leitung komplett auf das Management der Einrichtung konzentrieren. Petra Lakebrink, Leiterin des Kindergartens St. Hedwig, beurteilte diese Regelung besonders im Hinblick auf die neuen Herausforderungen in Zusammenhang mit den Familienzentren als fatal. Und fand darin die Zustimmung ihrer Kolleginnen. Ingrid Kersting von der Kindertagesstätte St. Marien: „Wir sind in Arbeitskreisen gefragt, koordinieren im Stadtteil, bringen Projekte wie Sprachförderung voran, haben nach wie vor Verwaltungsaufgaben zu erledigen und sollen nun nach dem Kibiz weniger Zeit für diese Aufgaben haben. Das passt nicht zusammen.“ Die Qualifizierung zum Familienzentrum sei eine Herzenssache der Leitungen, diese Herausforderung wolle man gern annehmen, doch die Verknappung des Zeitkontingents sei in dieser Situation demotivierend, sagte Kersting.

„Ich weiß noch nicht, wie das gehen soll“
Die Landtagsabgeordnete Ursula Doppmeier nahm den Hinweis auf, verwies jedoch gleichzeitig darauf, dass sich durch die anteilige Freistellung die Situation in allen Kitas, außer den Viergruppigen, verbessere. Die Dreigruppigen könnten von dieser Regelung nur profitieren. Weiterer Kritikpunkt am Gesetz war die Kürzung des Personalschlüssels. Jürgen Schröder, Leiter der Kita in Blankenhagen, muss demnächst mit drei Kräften weniger auskommen. „Ich weiß noch nicht, wie das gehen soll“, sagte Schröder.

Dass nach dem Kibiz die Betreuungszeiten am unterschiedlichen Bedarf der Familien orientiert werden sollen, wurde zwar allgemein begrüsst von den Kita- Leitungen. Es gibt jedoch viele offene Fragen in Bezug auf die Handhabung. Wenn die Eltern beliebig die Zeiten auswählen, ob sie ihr Kind 25, 35 oder 45 Stunden betreuen lassen, stellt das hohe Anforderungen an die Organisation. Christiane Keller, Leiterin der Kita Villa Kunterbunt, meinte: „Das Gesetz hat viele, viele gute Ansätze, stößt aber in der Praxis auf Grenzen.“ Doppmeier betonte, dass das Kibiz als ein schlankes Gesetz gedacht sei. Dem Träger sei die Freiheit gegeben, Regelungen wie zum Beispiel die flexiblen Betreuungszeiten selbstständig festzulegen. Die Anregungen aus der Praxis in Zusammenhang mit dem Kibiz werde sie mitnehmen, sagte Doppmeier