N24-Journalist Hans-Hermann Gockel diskutierte im Brauhaus über „Deutschland – die überstrapazierte Nation“ (06.06.07)

Nur schwach beleuchtet war der große Saal des Gütersloher Brauhauses am Anfang einer CDU-Veranstaltung mit dem N24-Journalisten Hans-Hermann Gockel. Und auch wenn die Saal-Beleuchtung mit Beginn des Vortrages deutlich an Helligkeit zunahm, blieb es thematisch düster: Was der Journalist und Fernsehmoderator über Deutschlands Gegenwart und seine mögliche Zukunft jetzt zu und aus seinem Buch „Deutschland – die überstrapazierte Nation“ im Brauhaus vortrug, verhieß wenig Gutes für dieses Land.
Für Gockel ist die Diskrepanz zwischen Politikern und Wählern noch nie so groß gewesen wie heute – Zuwanderung in die sozialen Netze lässt unsere Sozialsysteme kollabieren – Lehrer verzweifeln – der öffentliche wie private Wohlstand schmilzt – Parallelgesellschaften wuchern – die öffentliche Ordnung ist auf dem Rückzug – Selbstsucht und Raffgier unserer Eliten untergraben das Gemeinwesen. Wer heute schweige, mache sich mitschuldig an dem, was noch komme, formuliert der gebürtige Bielefelder und fragt: „Sind wir auf dem Weg zur islamischen Republik?“

Wenn Gockel über verzweifelnde Lehrer an Berliner Hauptschulen spricht, hat das allerdings wenig mit Analyse des deutschen Schulwesens zu tun, sondern zeigt eher persönliche Betroffenheit in der Beobachtung von Schulleben an einer zunehmend verschwindenden Schulform im zudem besonders prekären großstädtischen Raum. Und 76 (oftmals saudi-arabisch finanzierte, so Gockel) Berliner Moscheen als Wegweiser in eine islamische Republik zu deuten, scheint überinterpretiert – hatten doch beispielsweise nach Angaben des Statistischen Bundesamtes von den im Jahr 2004 in Deutschland geborenen 706.000 Kindern nicht mehr als 64.000 oder neun Prozent islamische Eltern.
Als Lösung für die von ihm aufgezeigten deutschen Probleme forderte der Fernsehjournalist, „diese überstrapazierte Nation muss wieder zu sich selbst finden. Mit Mut und Entschlossenheit und dem Besinnen auf die eigenen Werte“. Einen Hoffnungsschimmer sah er dabei im neuen Grundsatzprogramm der CDU, in dem der Gedanke der Leitkultur „vorsichtig wieder aufgenommen“ sei.

Die in der dem Vortrag sich anschließenden Diskussion geäußerten Publikumsmeinungen waren durchweg positiv. Und Hans-Hermann Gockel wurde immer wieder attestiert, dass er ausspreche, was man sich selbst kaum zu sagen traue.

Mahnend äußerte sich lediglich Stadtverbandsvorsitzende Ursula Doppmeier, die in Gockels Analyse die Gefahr sah, „dass wir nicht mehr miteinander, sondern gegeneinander arbeiten“. Doppmeier wies besonders auf die Bedeutung der Integration hin, die sowohl von Migranten als auch den deutschen Bürgern aktiv betrieben werden müsse. "Es ist wichtig, dass Menschen für ein friedliches Zusammen- und Miteinanderleben in Deutschland die von der Verfassung garantierten Grundsätze des deutschen demokratischen Rechtswesens respektieren. Integration bedeutet eine Bereicherung für Kultur und Traditionen, wir sollten voneinander lernen ohne die eigenen Werte dabei aufzugeben. Wer bei Integration nur an Ghettoisierung und Medienberichte über schwierige Hauptschüler denkt, der tut all den Menschen in diesem Land mit Migrationshintergrund Unrecht, die sich sehr erfolgreich integriert haben, hier ihre Schule absolviert und eine Ausbildung abgeschlossen haben", betonte die Gütersloher Generationenpolitikerin.

Von der Möglichkeit Hans-Hermann Gockels im Resch-Verlag erschienenes Buch zu erwerben und sich signieren lassen, machten abschließend zahlreiche Gäste Gebrauch.