Ehrentitel soll nicht zum Politikum werden - „Freedom of the City“: Army-Sprecher hält auch Fest statt Parade für denkbar /Vieles hängt vom Votum der SPD ab (28.03.07)

Unter obiger Überschrift berichtet die "Neue Westfäliche":
VON RAINER HOLZKAMP - Gütersloh. In einer überraschend einberufenen Sitzung hat sich der Ältestenrat der Stadt am Montagabend erneut mit der Verleihung des Ehrentitels „Freedom of the City“ an die in Gütersloh stationierten britischen Streitkräfte befasst. Grund dafür waren unter anderem die lauter werden kritischen Stimmen.
Neben den Kreisparteien der Linkspartei/PDS sowie der WASG hatten sich auch Leser in mehrerenBriefenan die Lokalredaktion deutlich dagegen ausgesprochen. Die Einwände richten sich insbesondere gegen das mit dem Titel verbundene Recht, einmal im Jahr eine Parade in der Innenstadt abzuhalten.

Das Meinungsbild unter den Ratsfraktionen ist offenbar nicht einheitlich. DieCDUhatte sich vorige Woche klar für die Verleihung ausgesprochen. „Ein eindeutiges Ja“ kam jetzt auch von der FDP. Der CDU-Partner auf dergemeinsamen Rats-Plattform, die Grünen, sagen gleichsam „ja, aber“ – nur wenn die jährliche Musikparade der Streitkräfte nicht das einzige Element des britischen Bemühens um eine verbesserte freundschaftliche Kontaktpflege mit der deutschen Bevölkerung bleibe.

Allerdings nehmen die Gütersloher Grünen mit dieser kleinen Einschränkungeine deutlich verhaltenere Position ein als ihre Parteifreunde in Osnabrück, wo die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an die Britische Garnison seit 1980 mit einer Parade gefeiert wird .Der dortige grüne Bundestagskandidat Dieter Reinhardt hatte erst 2005 die Parade als „unzeitgemäßes Waffenzeremoniell“ angeprangert.

In Gütersloh hängt nun vieles vom Verhalten der zweitgrößten Ratsfraktion, der SPD, ab. Sie will sich heute Abend mit dem Thema befassen. Fraktionsvorsitzende Ingrid Tiedtke- Strandt hielt sich daher gestern mit einer Stellungnahme zurück. Freilich gibt es Signale, die SPD stehedem Ansinnen der Briten skeptisch gegenüber, wohl auch weil eine Zustimmung den Parteimitgliedern nicht zu vermitteln wäre.

Die Verwaltungsspitze und die Fraktionen sind derzeit bemüht, die Angelegenheit nicht zum Politikum zu machen und Kontroversen darüber im Rat zu vermeiden. Ansonsten, so heißt es, käme das einem Affront gegenüber den Briten gleich. Sollte sich die SPD-Fraktion heute Abend in ihrer Sitzung gegen die Verleihung aussprechen, läuft es daher wohl darauf hinaus, das Thema erst gar nicht auf die Tagesordnung des Rates zu setzen, sondern in einem Akt der Diplomatie auf Eis zulegen.

Die britischen Streitkräfte halten sich bewusst aus der Diskussion heraus. „Das ist klar Sache der Stadt Gütersloh“, so Army- Sprecher Mike Whitehurst. Er wisse allerdings von anderen Städten, in denen die Bevölkerung die „Freedom of the City“-Aktivitäten außerordentlich begrüssten, beispielsweise in Celle. Es komme auch immer darauf an, wie das begangen werde. Es müsse nicht unbedingt eine Parade sein, das könne auch ein buntes Fest sein. „In Paderborn gibt es beides.“

Und in Harsewinkel gab es seit der Verleihung des Titels „Freedom of the Town“ an die Royal Air Force (RAF) auf dem Flughafen im Jahr 1976 erst Paraden und Überflüge, dann Kritik an der aus SPD-Sicht „peinlichen Veranstaltung“, und 1991 noch einmal ein lockeres Fest. Dann wurde die RAF abgezogen, und seither rührt sich dort nichts mehr.