Die Kultur braucht neue Zielvorgaben (01.03.07)

Zur heutigen Kulturausschusssitzung hat "Die Glocke" unter obiger Überschrift folgendes Interview mit dem Beigeordneten Andreas Kimpel veröffentlicht:
Von DORIS PIEPER - Gütersloh (gl). Im heutigen Kulturausschuss geht es nicht nur um den Theaterneubau, oder das Theater- und Konzertprogramm für die kommende Saison. Es geht auch um neue Zielsetzungen in der kommunalen Kulturpolitik. Der zuständige Dezernent Andreas Kimpel hat entsprechende Leitlinien formuliert, die es zu diskutieren gilt.

„Die Glocke“: Herr Kimpel, um was geht es Ihnen?
Kimpel: Seit Jahren hat sich an den Zielsetzungen im Kulturbereich nichts geändert. Das „Kulturforum“ im Rahmen der Theaterneubauplanung hat aber aus der Bürgerschaft heraus Anregungen und Wünsche gebracht, die wir versprochen haben zur Kenntnis zu nehmen.
„Die Glocke“: Das heißt?
Kimpel: Aus den Ergebnissen müssen verbindliche Angebote wachsen. Alte Gegebenheiten gehören auf den Prüfstand. Ich möchte genau wissen, wer unsere Zielgruppen sind und ob wir sie wirklich noch erreichen. Wer nutzt welches Angebot und wie oft? Welche Resonanz haben die freien Kulturträger? Warum sind 90 Prozent der Mitglieder im Jugendrat über 20, machen aber das Programm für den Jugendkulturring? Ich möchte Anworten, um klarere Strukturen zu schaffen.

„Die Glocke“: Auch personeller Art?
Kimpel: Ja. „Die Glocke“: Warum gerade jetzt? Kimpel: Durch das neue Theater entsteht in enger Nachbarschaft zur Stadthalle ein vielseitig nutzbares Kultur- und Veranstaltungszentrum, und durch das just eingeführte kommunalpolitische Finanzmanagement (NKF) müssen die Inhalte und wirtschaftlichen Faktoren ohnehin neu geordnet werden.

„Die Glocke“: In den von Ihnen formulierten Zielvorgaben heißt es „Gütersloh setzt Akzente in Musik und darstellender Kunst.“ Was ist daran neu?
Kimpel: Die Profilierung. Wir haben Schwerpunkte im Musikund Theaterbereich. Die gilt es weiter auszubauen. (Für andere Bereiche wie die der Bildenden Kunst bleibt es bei einer Förderung). Darüberhinaus müssen neue Formate entwickelt werden. Nicht von ungefähr wird es am 5. August erstmals ein ganztägiges Kinderkulturfest in Mohns Park mit Peter Maffay als Pate und vom 24. bis 26. August ein Straßentheaterfestival geben. Beide sollen zu regelmäßigen Einrichtungen werden.

„Die Glocke“: Wie soll das bei einem festen Kulturetat finanziert werden, ohne dass etablierte Angebote gekippt werden?
Kimpel: Das bedarf nicht nur bereitwilliger Sponsoren für Einzel-Projekte wie bisher, sondern verlässlicher, langjähriger Partner. Ich wünsche mir einen Kreis von Firmen, die sich dauerhaft mit unserem Kulturprogramm identifizieren.

„Die Glocke“: Wird es zu Etat- Umschichtungen kommen?
Kimpel: Künftige Synergieeffekte könnten zur Refinanzierung genutzt werden. Ich investiere jedenfalls lieber in neue Kulturprogramme, – seien es kleine, feine Nachtmusiken an noch wenig für die Kultur genutzten Orten in Gütersloh, oder auch niedrigschwellige Angebote, die selbst skeptische Jugendlichen neugierig auf Kultur machen könnten, – als für Theatervorstellungen in der Stadthalle Mieten zu bezahlen.

„Die Glocke“: Was erhoffen Sie sich?
Kimpel: Ich habe die Vision von einem neuen Kulturklima in Gütersloh. Wird die Vorlage akzeptiert, käme das schon einem Paradigmenwechsel gleich.